Faszination Bouldern – Interview Beate / Lars
Bouldern und Klettern ist zum Massenphänomen geworden. Immer mehr Menschen begeistern sich, wie ich finde zu Recht für den Sport. Die Schwelle mit dem Klettern und / oder Bouldern zu beginnen wird, dank der neuen Hallen, immer niedriger. War die Kletterhalle früher noch ein dunkler Ort, sind sie heute hell, freundlich und ein Treffpunkt um gemeinsame Zeit zu verbringen. Doch weshalb steigt die Faszination für den Sport? Was bewegt Sportler dazu, mit dem Training zu beginnen?
Ich möchte diesem Phänomen etwas näher kommen. Vom Spontanen bis Ambitionierten soll jeder zu Wort kommen.
Wie lange seid ihr schon am Klettern/Bouldern und wie kamt ihr dazu?
Mit dem Klettern habe ich 1998 angefangen. Lars hatte mir erzählt, dass er mal klettern war und ich wollte sofort mit. Das war im Frühsommer, kurz nach Pfingsten. Nach dem ersten Mal habe ich mir auch sofort Gurt und Schuhe gekauft, weil mir direkt klar war, dass ich dabeibleiben werde. Über die Sommerferien gab es dann ein Spezialangebot in der Halle. Wir arme Studierende haben sofort zugeschlagen und dann die kompletten Sommerferien schwitzend in der Kletterhalle verbracht, während alle anderen am See lagen.
Wir waren dann im gleichen Jahr zum ersten Mal draußen. Das war eine ziemliche Katastrophe, weil der Typ, mit dem wir unterwegs waren, 2 Stunden ununterbrochen in der Wand hing, weil er sein Material nicht abgebaut bekommen hat. Ich habe an dem Tag keinen Meter geklettert und Lars kann froh sein, dass er die Aktion überlebt hat. 1999 im Frühjahr waren wir dann in Arco und haben uns eigenes Material gekauft und ab dann auch regelmäßig im Odenwald und in der Fränkischen.
Lars: Eigentlich schon immer, als Kind war ich bis zu meinen 15 Lebensjahr immer im Sommer mit meinen Eltern und Großeltern in den Bergen unterwegs. Wandern, wandern, wandern und hin und wieder haben wir auch mal auch einen Klettersteig gemacht. Mein großer Bruder sagt immer, dass wir das Bouldern nach Südtirol gebracht haben, weil wir schon Mitte bis Ende der Siebziger immer wieder in der Steinernen Stadt unterhalb des Langkofels an den niedrigen Felsen ohne Seil geklettert sind. Dass mein Opa, der auch immer wieder hier in Deutschland zum Klettern an den Neckar und in die Pfalz gefahren ist, immer nur meinen großen Bruder mitgenommen hat, weil ich ja zu „klein“ war, hat mich damals schon genervt. Aber so richtig angefangen mit Klettern habe ich dann so mit Mitte zwanzig. Ein Bekannter erzählte mir abends in einer Kneipe, dass er an Pfingsten (das war 1998) mit dem DAV ins Franken zum Kroder fährt. Ich hatte sofort total Bock zu klettern und habe mich mit zwei anderen Freunden ins Auto gesetzt, habe auf der Landkarte irgendwas gesucht, was Kroder im Franken heißt und dann sind wir dort hingefahren. Der Kumpel hat ziemlich doof geschaut als wir dort auftauchten. Für mich gab es ab da eigentlich nur noch das Klettern. In diesem Jahr war es dann hauptsächlich die Kletterhalle in Frankfurt, aber es gab auch ein paar unterhaltsame Kletterausflüge in den heimischen Regionen, die wir (Beate und ich) zum Glück überlebt hatten. Ich sag nur so viel, dass wir von dem Bekannten einfach in den Vorstieg ohne jegliche Kenntnisse davon geschickt worden sind, das gleiche gilt für das Abseilen mit dem Achter.
Ich habe euch Seil kletternd kennengelernt. Heute bouldert ihr ja offensichtlich nur noch, wie kam der Umschwung?
Beate: Stimmt, anfangs waren wir nur Klettern. 2000 im Herbst waren wir zum ersten Mal in Bleau. Uns wurde das mehrfach empfohlen, weil wir vorher immer über das Bouldern geschimpft haben. In der Halle gab es nur so eine kleine Ecke, so groß wie unsere Wand im Keller. Da hat uns das Bouldern damals keinen Spaß gemacht und es hieß immer „Fahrt mal nach Bleau! Danach denkt ihr anders.“ In Bleau haben wir ordentlich auf die Nase bekommen, und das Wetter war auch ziemlich bescheiden. Aber der Ratgeber hatte Recht. Von da an waren wir mit einer Ausnahme jedes Jahr mindestens 2 mal in Bleau. Bis Covid kam zumindest… Und auch hier waren wir dann vor Allem in der Pfalz, später auch in Franken unterwegs.
Mit den Kids ist Bouldern natürlich viel praktischer. Wir waren ein paarmal Seilklettern, aber da waren die Kinder noch klein und dann brauchst du immer noch mindestens eine weitere Person, weil einer aufpassen muss. Dann wollten die Kids auch was Klettern und am Ende hast du in 3 Stunden 3 Touren geklettert, inklusive Warmmachrouten. Da ist es schon ganz praktisch, dass wir eh lieber Bouldern gehen.
Lars: Wie Beate schon sagte, wir waren in Bleau und es uns richtig gut gefallen. Bei mir kommt vielleicht noch dazu, dass ich mir immer recht schwer getan habe den Kopf beim Seilklettern auszuschalten. Am liebsten hätte ich 2 Expressen in jedem Haken gehabt, bis zum ersten Haken war es in meinen Augen schon fast immer selbstmörderisch, an jeder Expresse habe ich dann geschaut ob mein Achterknoten richtig zu war usw.. Beim Bouldern hatte ich diese Probleme nie, und auch mit der Höhe habe ich beim Bouldern eher selten ein Problem.
Beate: Das Problem habe ich nicht und Seilklettern hat mir auch echt gelegen. Aber Bouldern ist kommunikativer.
Welche Gebiete sind eure Lieblinge und welche haben euch enttäuscht?
Beate: Puh…Ich glaube, bei mir ist das gesteins- und wetterabhängig. Ich mag z.B. Sandstein und Kalk lieber als Granit. Und ich bin eine Frostbeule und mag es nicht, wenn es zu kalt ist. Da kann ich schnell alles scheiße finden, obwohl ich schon als Michelin-Männchen verkleidet bin und mir klar ist, dass das gar nichts mit dem Gebiet zu tun hat. Es gibt dann eher gute und schlechte Tage.
Mein Lieblingsgebiet ist Bleau, obwohl ich da (im Vergleich) nicht wirklich abhebe. Letztes Jahr waren wir ja wie gesagt zum ersten Mal seit 2000 nicht dort, sonst mit einer Ausnahme mindestens zweimal im Jahr. Das vermisse ich total. Und die Rocklands sind natürlich auch mega. Das ist halt zu viert nichts für jeden Sommerurlaub, zumindest nicht in unserer Gehaltsklasse. Aber man soll ja auch nicht so viel fliegen und es ist ja nicht so, dass es in Europa keinen Fels gibt
Wirklich enttäuscht war ich z.T. von den neuen Gebieten im Odenwald. Da standen dann im Topo 10 Blöcke und 9 davon waren Schrott. Ein Einzelzug aus einem halben Liegestart mit einem anschließenden 2b-Ausstieg an einem 2m hohen Block ist für mich halt kein lohnender Boulder. Dann lieber nur die 2b. Und man muss auch nicht alles erschließen.
Lars: Alle Gebiete sind geil, ich kann mich jeden Stück Felsen motivieren. Die Zeit draußen am Felsen tut immer wieder gut. Von dem, was ich bisher kennengelernt habe, stechen natürlich Fontainebleau und Rocklands heraus. Aber ich mag auch total gerne das Franken, die Pfalz, den Odenwald, die paar Blöcke im Taunus, das Tessin, das Bouldern in der Bretagne an den Blöcken am Meer oder an den alten Bunkern und eigentlich alles wo es Felsen gibt. Ein großer Reinfall war mal das Bouldern in Targasonne, da war ich zu blöd die Felsen zu finden.
Wie hat sich das Klettern/Bouldern mit den Kindern ausgewirkt?
Beate: Eigentlich gar nicht so wirklich. Wir hatten vor den Kindern eine Phase, wo wir relativ wenig gemacht haben. Nach dem ersten Kind haben wir wieder angefangen, dann hat sich Lars die Bänder gerissen, hatte einen Gips und konnte nicht laufen, unsere Tochter hat aber gerade damit angefangen. Da war nichts mit mal trainieren gehen, weil Lars nicht aufpassen konnte. Danach ging es aber wieder los und nach dem zweiten Kind habe ich wieder richtig angefangen und dann auch systematischer trainiert. Die meisten unserer kletternden Freunde haben keine Kinder. Es gibt aber einige, die trotzdem noch mit uns in den Urlaub fahren. Für die Kids wäre es natürlich oft schöner, wenn sie nicht alleine wären.
Lars: Das Bouldern hat sich aus meiner Sicht insofern geändert, dass wir mehr als Familie Bouldern gehen und weniger mit Freunden unterwegs sind. Es ist schon etwas schwerer den Boulderalltag mit Kindern zu organisieren, dann wird es leider häufig sehr schwer noch die Freunde mit unterzubringen.
Klappt das gemeinsame Reisen mit Kindern gut? Wie gestaltet ihr das aus?
Beate: Ich habe mir da ehrlich gesagt nie so wirklich Gedanken gemacht. Ich hatte vor der Geburt vom ersten Kind ein Haus in Bleau gebucht, da sind wir mit einem knapp 3 Monate alten Säugling gefahren. Einige haben da vorher Bedenken geäußert und gemeint, wir sollen doch besser erst nach der Geburt buchen, da wir ja gar nicht wissen würden, ob das mit Kind alles so geht. Aber uns war immer klar, dass das irgendwie geht. Wir hatten natürlich viel zu viel mit, aber ansonsten ging das direkt super. Abends haben wir ab dann natürlich weniger lang gefeiert, aber der Tagesablauf war ansonsten ähnlich wie davor. Wir waren auch schon vorher immer spät am Fels. In der 2. Schwangerschaft haben uns dann einen Bus gekauft, weil zu 4. im Kombi pennen ziemlich ungemütlich wird und Kofferraum knapp wurde. Die Crashpads brauchen ja leider ziemlich viel Platz.
Lars: das Reisen klappt meist ganz gut, sowohl die Flugreise nach Südafrika war schön und für uns als Familie eine Bereicherung, aber auch das Reisen innerhalb Europas klappt gut mit dem Bus, den wir haben. Die beiden Kinder kennen das auch nicht anders, also so einen normalen Hotelurlaub haben sie nie kennengelernt (ich im Übrigen auch nie), wir sind immer entweder im Bus, mit dem Zelt oder haben eine Ferienwohnung.
Beate: Die beiden übernachten auch total gerne im Bus und im Zelt.
Habt ihr euer Niveau auch mit Familie gehalten? Hat das den Fokus verändert? Wer musste mehr zurückstecken?
Beate: Dadurch, dass wir davor wenig gemacht haben, ist das Niveau gestiegen. Durch die Schwangerschaft und die Rückbildung hatte ich automatisch eine etwas längere Pause, wobei ich in der 2. Schwangerschaft bis zum Ende des 8ten Monats gebouldert habe und danach auch relativ schnell wieder angefangen habe, ich glaube nach 3 Wochen. Halt mit ganz leichten Sachen, sozusagen Rückbildungsgymnastik an der Wand.
Jetzt fängt es an, dass wir unsere Trainingszeiten timen müssen. Der Kleine spielt Fußball, da müssen wir die Bouldertage eben entsprechend legen. Wir haben ja das Glück, dass wir arbeitsbedingt nachmittags trainieren können, da sind die Kids dann dabei (und manchmal genervt, weil „schon wieder Bouldern“). An den Tagen geht es eben abends nochmal an den Schreibtisch, wenn die Kids im Bett sind. Mal sehen, wie sich das entwickelt, irgendwann haben sie vielleicht auch keinen Bock mehr. Aber da machen wir uns Gedanken, wenn es soweit ist.
Wenn sich aber ein Kind einfach mal verabreden möchte, dann stecke ich schon eher mal zurück. Da ist Lars weniger bereit, ihm ist sein Training sehr wichtig.
Lars: Hm, ich denke das wir unser Niveau sogar mit den Kindern gesteigert haben. Das liegt zum einem daran, das bessere Trainingsmöglichkeiten geschaffen wurden, in Form der vielen Boulderhallen in unsere Region. Und dann hatte natürlich auch das Partyleben ein Ende, was auch noch zu einer Leistungssteigerung geführt hat. Mehr zurückstecken muss sicherlich ich ! (Ironie aus)
Wie integriert ihr euer Training in den Familienalltag? Wie funktioniert das insbesondere mit dem Lattice-Trainingsprogramm, das ihr beide aktuell durchführt?
Beate: Im Moment fällt es mir schwer. Ich vermisse den sozialen Aspekt beim Bouldern total. Ich kann sehr gut alleine in der Halle trainieren, aber da sind dann eben Leute, die man kennt, ich trinke meinen Kaffee etc. Daheim fällt es mir schwer, mich selber in den Hintern zu treten. Ich bouldere einfach viel lieber als Krafttraining zu machen (deshalb bin ich ja auch so schwach ). Das Lattice-Programm habe ich begonnen, weil ich den Arschtritt brauchte. Ich merke auch, dass es etwas gebracht hat, allerdings fehlt es mir „einfach Bouldern“ gehen zu können. Das Programm ist meistens so voll, dass ich einen Tag am Fels kaum unterbekomme. Und eigentlich „überzieht“ man dann ja auch seinen Trainingsplan, besonders wenn man sich in einer Rest-Week befindet. Ich weiß nicht, ob ich nochmal so ein Programm machen möchte, wenn dann besser getimed, z.B. vor einem größeren Urlaub. Einige Übungen werde ich aber definitiv beibehalten.
Lars: Naja da wir ja in den Letzten 15 Monaten aufgrund einer Lungenkrankheit von mir nur zuhause trainieren konnten, ist das Training relativ flexibel. Mal da, mal heute, mal morgen. Das Lattice-Trainingsprogramm ist sicherlich sehr gut, und hat mit persönlich auch Spaß gemacht. Ich denke, dass es sehr schwer ist, den Trainingsplan mit den momentanten Gegebenheiten umzusetzen, da hat man mit offenen Boulder-Hallen doch bessere Möglichkeiten. Auf jeden Fall gab es mir mal neue Inspiration für Trainingseinheiten. Und wenn sich die momentane Situation entspannt hat, werde ich nochmal so einen Trainingsplan durchziehen.
Sind die Kinder auch gerne bouldern oder kommen andere Hobbies auf?
Beate: Der Kleine bouldert gerne, spielt aber, wie gesagt, auch Fußball. Die Spiele liegen (wenn sie denn wieder stattfinden) aktuell aber noch samstags morgens. Das geht, da sind wir schon im Anschluss direkt an den Fels gefahren. Außerdem geht die Saison nur bis Mai. Die Große bouldert eigentlich sehr gerne, allerdings lieber am Fels als in der Halle. Sie haben beide auch draußen ihre Projekte, das kollidiert leider manchmal mit unseren Plänen.
Lars: Ich denke das sie auf der einen Seite total angenervt sind, wenn man zum dritten Mal an das gleiche Projekt fährt an dem es nichts für sie zum Bouldern gibt. Auf der anderen Seite sind sie immer die ersten am Felsen, die ihre Kletterschuhe anziehen und mit bouldern möchten. Und wenn sie Keinen Bock haben zu Bouldern, ist das für mich auch kein Beinbruch, die sollen ihren eigenen Weg gehen und glücklich werden. Ich werde nie vergessen wie die Große mal auf einem Wettkampf war und dort Kinder von Ihren Eltern regelrecht gezwungen wurden zum Bouldern. Die Kinder haben heulend dagesessen. Abends konnte man dann auf dem Instagram-Account von diesen Kindern lesen, wie toll doch der Wettkampf war….
Gibt es unter euch beiden Konkurrenz am Fels?
Beate: Wenn ich einen Zug, oder – noch schlimmer – einen Boulder, hinbekomme, den Lars nicht schafft, kann er ganz schön stinkig werden. Allerdings nicht auf mich, sondern auf sich, aber da wird er schon manchmal ziemlich laut. Umgekehrt werde ich pampig, wenn ich keine Lösung finde oder nur eine deutlich schwierigere, weil ich irgendwo nicht drankomme. Dass Lars viel mehr Kraft hat, damit habe ich mich abgefunden, er blockt halt manchmal einfach Sachen durch, die halte ich gerade so fest. Aber oft finde ich ja irgendeine „Schummelvariante“.
Lars: Ja, ein bisserl schon. Da ich in der Regel die Boulder meist vor Beate klettere, nervt es mich an manchen Tagen total an, wenn Beate einen Boulder vor mir schafft und ich ihn nicht schaffe. Meist ist es dann so, dass ich einzelne Züge in diesem Boulder überhaupt nicht machen kann, meistens aus Unbeweglichkeit, und da rege ich mich über mich total auf. Und anstatt dann mal ein bisschen Ruhe zu bewahren, versuche ich den Zug dann so häufig, dass es immer schlimmer wird, anstatt besser.
Welche Ziele verfolgt ihr beim Bouldern?
Beate: Schöne Boulder klettern. Und gerne mal das eine oder andere Projekt abhaken. Es gibt da schon noch so ein paar Boulder, die ich auf der Liste habe.
Lars: Gute Frage. Spaß haben.
Lieber draußen oder drinnen?
Beate: draußen!
Lars: Draußen
NoGos beim Bouldern?
Beate: Wie viel Platz habe ich? Scherz beiseite, es gibt schon einiges, was nicht sein muss. Und mich ärgert es massiv, dass es immer wieder diverse Idioten gibt, die sich nicht an die Spielregeln halten, denn wenn ein Gebiet gesperrt wird, trifft es auch die, die nichts falsch gemacht haben. Angefangen damit, dass man auf dem Parkplatz parken soll. Ich kenne Leute, die sind mit dem Auto nach Wartenberg hinter gefahren, um die Crashpads auszuladen, weil sie keine Lust zum Schleppen hatten. Oder dort parken, wo es verboten ist, weil man zu faul ist 200m mehr zu laufen. Das verstehe ich nicht. Und es wird zu wenig geputzt, manche Felsen sehen aus wie sau. Ein No-go ist auch das Bouldern an nassem Sandstein, vor allem in Bleau, wo das Gestein sehr weich ist.
Aktuell nerven mich einige der „Pros“ an. Man soll wegen Corona wenig reisen und seine Kontakte beschränken. Und da wird in den sozialen Medien munter aus Bleau, aus dem Tessin, aus der Türkei oder von sonstwo geposted, eine Woche hier, nächste Woche dort. Es ist ja nicht so, dass es hier nichts gäbe, wo man hin kann und die Profis wohnen ja meist auch dort, wo es viel zum Bouldern oder Klettern gibt.
Diese Leute nehmen sich viele Boulderer und Kletterer zum Vorbild. Und ich erwarte schon, dass man sich als Profisportler dieser Vorbildfunktion auch bewusst ist . Aber gerade da habe ich schon einige Enttäuschungen erlebt. Bouldern im Regen am nassen Fels in Bleau, Filmteams im Lockdown etc.
Leider habe ich erlebt, dass gerade diese Leute oft auch nicht kritikfähig sind. Mit den meisten „Normalos“ kann man dagegen reden, sie kannten es vorher einfach nicht anders.
Aber ich muss dazu sagen, dass das nicht alle sind. Es gibt einige sehr starke Leute, die sich sehr korrekt verhalten. Leider ist das eher die „ältere“ Generation der Pros (also die jungen Leute Ü30 ).Lars: Was mir zur Zeit besonders auf den Sack geht sind einige der so genannten Pros der Szene. Letztes Jahr hat eine Kletterin während des ersten harten Lockdowns auf einem Parkplatz, auf dem man nicht übernachten darf (da stehen große Schilder), mit einem ganzen Filmteam übernachtet. Der Film wurde dann dick vermarktet, die Hintergründe zur Entstehung wurden vertuscht. Das finde ich total unmoralisch und asozial.
Genauso geht mir auf die Nerven, das irgendwelche Hallenbesitzer und „Routesetter“ während der dritten Corona-Welle für Monate nach Fontainebleau (wo es eine Ausgangsperre gab) oder ins Tessin fahren und von dort jeden Tag neue Highlights auf Instagram posten, zum Teil auch aus gesperrten Gebieten. Nach der Heimkehr wird sich dann beschwert, dass irgendjemand im Heimatgeit nicht richtig geputzt hat. Da wird dann mit dem Finger auf die Leute gezeigt. Diese Doppelmoral nervt mich total.
Auch ein Boulderteam Germany muss meiner Meinung nach nicht während dieser Zeit zum Bouldern nach Fontainebleau reisen, und dann Bilder aus der Boulderhalle in Bleau posten. Die haben sowieso schon einen Sonderstatus und dürfen in alle heimischen Hallen rein und die Team-Mitglieder wohnen alle in Gebieten, in denen es keine Boulderhallen-Armut gibt. Warum ein DAV sowas mit finanziert, das sollte man schonmal hinterfragen.
Die „Pros“ sind für viele junge Boulderer Vorbilder und sollten sich deshalb ihrer Rolle und Reichweite in den sozialen Medien bewusst sein. Sie provozieren damit Nachahmer und sind damit durch dieses Verhalten mit daran Schuld, dass Gebiete gesperrt werden. Da nehmen sich einige meiner Meinung nach deutlich zu viel heraus, mit der Begründung, dass sie ja davon leben. Naja solche Sachen gehen mir auf den Sack und sind für mich Nogos.
Was ich immer schon mal machen wollte?
Beate: Es gibt noch viele Ecken auf der Erde, die ich gerne sehen möchte. Und ich möchte mal mit meiner Tochter den Geburtstag nördlich des Polarkreises verbringen, wir haben beide kurz vor der Sommersonnenwende Geburtstag.
Lars: Ein oder zwei Jahre Auszeit nehmen und mit meiner Familie durch die Weltreisen zum Bouldern
Der Alte
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Danke für den Beitrag!
Ein sehr schönes und langes Interview der beiden Sympathischen Boulder Koryphäen :)
Sehr schönes Interview. Gute, intelligente Fragen und ebensolche Antworten. Macht weiter so ihr beiden, und du (der Alte) auch.