On the road again? Klettern in Südfrankreich
Allmählich geht es aufwärts mit der operierten Schulter. So konnten Flo und ich unser alljährliches „Bubenklettern“ doch durchführen. Nach diesem endlosen Sommer hatten wir die Idee, im November mit dem Bus zum Klettern zu fahren. Leider meinte es Petrus nicht ganz so gut mit uns, die Prognosen wurden immer düsterer. Ursprunglich dachten wir ja, von Lörrach direkt über die Alpen ins Tessin oder nach Como zu fahren. Norditalien zeigte sich jedoch schon in der Vorhersage düster und sof dann ja auch ab. Südfrankreich wies noch die geringsten Regenwahrscheinlichkeiten auf.
Allerdings war irgendwie nichts näherers einzugrenzen. Also packte ich gefühlt zwanzig französische Gebietskletterführer ein in der Hoffnung, dass schon was trocken sein würde. Leider mußten wir beide mit Hadicaps antreten, die die bei Regen so beliebten Dachklettereien ausschlossen. Flo mit einjähriger Trainingsabstinenz gepaart mit Gewichtszunahme und ich mit noch genesender Schulter.
Im Bus auf dem Weg durch die Schweiz Richtung Frankreich wurden bei Regen erstmal sämtliche Wetterapps rauf und runter gegoogelt. Die Gegend um Montelimar versprach am Folgetag Trockenheit – oder sollte ich sagen: die erreichbar geringfügigste Regenwahrscheinlichkeit. So hielt sich die Fahrstrecke in Grenzen und ich kannte mit dem Ardeche-Gebiet Le Pouzin auch eins nahe der Autobahn mit einer guten Stellmöglichkeit für den Bus.
Nach nächtlichem Trommeln des Regens auf das Busdach vermutete ich schon das Schlimmste für den Folgetag, aber wir konnten dann doch die ersten Touren klettern.
Le Pouzin
Le Pouzin (Teilgebiet le payre) scheidet die Geister. Gelegen in einem Nebental, nicht super hoch, hart bewertet und schwer zu lesen bei ordentlichen Kraft- UND Technikanforderung ist es vielleicht nicht das ideale Startgebiet für einen Kletterurlaub. Hier kann es schnell auf die „Fresse“ geben und die Urlaubslaune ist dahin, bevor es richtig losging. Flo ist dann auch aus Graden rausgefallen, aus denen er selbst in seinen Anfängen selten rausfiel. Ich habe allerdings schon so viele gute Urlaube hier begonnen und das Gebiet irgendwie ins Herz geschlossen. Nach langer Anfahrt erfuhr ich in diesem Seitental immer eine herrliche Ruhe ohne Kletterzirkus und musste ob der Anforderungen gleich voll auf Klettermodus umschalten. Alltag weggeblasen ;-).
Leider sollte in der Gegend das Wetter für die Folgetage schlechter werden und so entschlossen wir uns bis zum Mittelmeer nach Narbonne in das Gebiet La Clape zu fahren. Hier wußte ich, dass es für uns genug leichte Touren gibt, man außerhalb der Saison gut draußen stehen kann und der Wein dort auch nicht zu verachten ist. Die Anfahrt versprach am Abend auch gutes Wetter. Wir sahen die Sonne !
Anscheinend hatte sie sich aber an diesem Tag verausgabt und es schüttete am Folgetag im Strömen. Also erstmal französicher Supermarkt und dann das Surfen nach einer Saunawelt. Irgendwie verstehen die Franzosen darunter aber eher Saunasexclub als Therme. Letztendlich fanden wir aber doch eine „normale“ Badewelt. Beim Eintritt dann mit dem Hinweis an die Deutschen, dass man hier in einer Sauna nicht nackt sitzt, aber weitgeschnittene Badeshorts nicht erlaubt seien. Flo hatte Glück, ich mußte zu einem Examplar aus dem Automaten greifen. Unglücklicherweise ließ ich mich von der Dame an der Kasse zu L statt M (Frechheit) überreden. Die ohnehin etwas zu große Hose wurde dann im Whirlpool zu Triple X aufgeblasen und hing dann wie ein Lappen an mir. :yahoo:
Aber zurück zum Klettern. Irgendwie hörte es bei viel Wind auf zu regnen und wir beschlossen, dem Fels eine Chance zu geben. Mit aufgeweichten Fingern und 5 Grad kletterten wir Wahnsinnigen drei Touren und beschlossen, dann doch sinnvollerweise, bei laufender Standheizung zu kochen.
La Clape
La Clape ist kein großes Gebiet. Es besteht aus mehreren kleinen Sektoren und bietet Touren hauptsächlich im sechsten Franzosengrad bis zu 25 m. Die Zustiege sind aber alle kurz, der Wandfuß kindergeeignet und die Blicke zu Meer und schneebedeckten Bergen fantastisch. Etwas früher im Jahr kann man sicherlich Klettern und Baden vereinen. In den folgenden Tagen zeigte sich auch wieder die Sonne und wir testeten einige Sektoren durch. Langsam kam das Kletterfeeling zurück. Auch wenn die Kraft bei uns beiden noch fehlte, ist es immer wieder schön zu sehen, dass Erfahrung, Technik und beim Seilklettern die Ruhe überm letzten Haken zumindest bei geraden Wänden auch zum Erfolg führen kann.
Da wir von Narbonne aus nicht in einem Rutsch zurück nach Lörrach wollten, haben wir uns als Zwischenstopp mit dem „Rocher des Aures“ ein hier relativ unbekanntes Gebiet im Departement Drome ausgesucht. Hierbei handelt es sich um einen ca 300 m langen und vielleicht 40 m hohen Felsriegel südlich der Stadt Crest.
Bei Ankunft im Dunkeln hatte glücklicherweise die Gite de Fontlargias vor Ort zumindest für einen Absacker noch auf. Laut Auskunft der Betreiberin hatte es am Tag wohl ordentlich geschüttet und im Hinterland bereits geschneit. Ob dieser Nachrichten bestellten wir gleich ein zweites Bier aus lokaler Produktion.
Nachts gab es dann wieder einige Regentropfen und der Blick auf den Fels am Morgen ließ Zweifel aufkommen. Es blieb aber trocken und ein ordentlicher Wind sorgte für einen kletterbaren Fels. Später zeigte sich sogar die angekündigte Sonne. Es dominiert Wandkletterei an einem Fels mit außergewöhnlicher Reibung. Hier heben wahrscheinlich nasse Griffe mehr als trockene in Massone. Die Touren haben eine Höhe bis ca 30 m und sind in der Regel eher ausdauernd. Treten ist ob der Reibung selten ein Problem, die Griffe aber oft nur bei entsprechend guter Körperpositionierung haltbar.
Mit einem letzten Tag in der Sonne verabschiedeten wir uns vom Fels gen Heimat. Beide mit der Hoffnung, im nächsten Jahr wieder durchstarten zu können….
Le Pouzin
Le Pouzin (Le Payre): ca 100 Touren, südlich ausgerichtet und nur 5 Minuten Zustieg. Ein 60 m Seil ist ausreichend. Der Wandfuß ist ein mehr oder weniger breites Band, welches zumindest für die ganz Kleinen eine Aufsicht nötig macht. Dieses Gebiet findet man neben vielen anderen im Gebietsführer “ l’escalade en Ardeche“( rein französich)oder in der ein oder anderen Mistral 1 Version auch auf deutsch beschrieben.
La Clape
La Clape: Sechs Sektoren mit mittlerweile wohl ca. 400 Touren zumeist im 5. und 6. Franzosengrad. Auch hier betragen die Zustiege zumeist nur wenige Minuten und fast alle Felsen sind gut kindergeeignet. Der Führer “ Grimper dans le massif de la clape “ war bereits in meiner noch in Franc bezahlten Version von 1998 fünfsprachig. Damals wie heute außergewöhnlich für französische Kletterführer. Die „aktuelle“ Version ist von 2009.
Rocher des Aures: Das südlich ausgerichtete Massiv liegt auf 750 m Meereshöhe und hat ca 80 gut abgesicherte Touren. Der Zustieg von 20 – 25 Minuten und der oft geröllige Wandfuß machen es für Eltern mit ganz kleinen Kindern eher mühsam. Alle anderen haben hier einen netten ruhigen Fels, der seinen Schwerpunkt im Bereich 5a – 6c+ hat. Das Training beginnt bereits mit dem Mitschleppen von genügend Exen. Zu finden ist das Gebiet im Kletterführer „Escalade en Drome provencale“, welcher neben den bekannteren Felsen um Buis les Baronnies auch einige unbekanntere Perlen im Departement enthält.
Viele Grüße,
DerAlte
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